Von Traum und Wirklichkeit

Vor 2 Jahren flüchtete die damals 15-jährige Rahma aus Somalia über die Balkanroute in die Schweiz. Ohne den Schutz ihrer Eltern begab sich das älteste von 8 Kindern allein auf einen beschwerlichen und gefährlichen Weg, der sie nicht nur in ihren Albträumen heimsucht. Auch das Knie litt auf dem langen Marsch und wurde bereits zwei Mal operiert. Über den Verbleib ihrer Familie blieb sie lange im Unklaren. 

Seit Kurzem weiss sie: Der Vater ist tot, die Mutter und Geschwister leben, getrennt an zwei Orten, irgendwo im grenznahen Ausland. Die Angst um das eigene Leben schwindet, doch die Sorge um die Angehörigen bleibt. 

Heute fühlt sich Rahma sicher, bzw. mindestens unbedroht. Doch das Leben hier erscheint ihr immer wieder wie ein Traum – wunderschön, aber unwirklich. Sie lebt in einer betreuten Wohngruppe, geht in die Schule und sucht eine Lehrstelle. Beim ROBIJ-Berufserkundungstag in der Schulthess Klinik erhielt sie vertiefte Einblicke in den sehr abwechslungsreichen Beruf einer Fachfrau Hauswirtschaft, den Ausbildungsleiterin Löffel zunächst kurz vorstellt. Um den Einstieg in eine Berufslehre zu erleichtern, bietet auch die Schulthess Klinik erstmals eine EBA-Lehre als HauswirtschaftspraktikerIn an.

Rahma versteckt ihr Haar unter einem Kopftuch. Einige ihrer Freundinnen tragen es, weil es ihre Familien von ihnen verlangen. Andere verknüpfen damit ein Gebot, das sie zu ehrbaren Mitgliedern ihrer Gemeinschaft macht. Rahma hat sich autonom dafür entschieden, weil es ihr Sicherheit gibt. Aber es macht sie auch zur Angriffsfläche für Andersdenkende und schränkt die Wahl von Ausbildungsbetrieben ein, wie bspw. der Hotellerie, die zugunsten der Kundschaft oft die Sichtbarkeit religiöser Symbole während der Arbeitszeit untersagt.

Das handhabt die Schulthess Klinik  toleranter und so besucht Rahma die Wäscherei, unterstützt die Etagenreinigung, hilft in der Klinikküche und packt im Room-Service mit an. Dass sie eine innere Berufung für die Arbeit mit kranken oder pflegebedürftigen Menschen hat, zeigen ihre leuchtenden Augen als sie einem Patienten Tee bringt. Und doch bleibt ihre Begeisterung verhalten, zögert sie, denn eigentlich möchte sie Ärztin werden. 

Dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Aber dank dem Bildungssystem in der Schweiz wäre das machbar.  Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Das weiss auch Rahma und wir wünschen ihr von Herzen, dass sie ihr Traumberuf irgendwann einmal Realität wird.

Von unser Gastautorin N.D.

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